„Fraternité – Brüderlichkeit“

Duo Luc Demissy & Jürgen Zimmermann . Plakat zum Projekt „Fraternité – Brüderlichkeit“ (2018) / Acryl auf Sperrholz / 260 x 360 cm

Im Jahr 2018 haben fünfzehn Gedenkstätten, die für zahlreiche Lager des ehemaligen KZ-Komplexes Natzweiler auf beiden Rheinseiten stehen, gemeinsam das Europäische Kulturerbesiegel erhalten. Der grendübergreifende Antrag hierzu wurde vom Centre Européen du Résistant Déporté (CERD) und dem Verbund der Gedenkstätten im ehemaligen KZ-Komplex Natzweiler e.V. gestellt.

Um diese Auszeichnung festlich zu begehen und das Netzwerk der Lager und Gedenkstätten auf neue Weise sichtbar zu machen, hat man zusammen mit dem Verein Quinz’Art und der deutsch-französischen Künstlergruppe Plakat Wand Kunst das groß angelegte Kunstprojekt „Fraternité – Brüderlichkeit“ ins Werk gesetzt. Begleitend dazu wurde ein pädagogisches Projekt zur Kunst der Erinnerung initiiert, an dem 13 Schulen auf beiden Seiten des Rheins beteiligt waren.

Drei Ausstellungen in Offenburg, Stuttgart und im CERD (Struthof) zeugen von dieser schöpferischen deutsch-französischen Begegnung über Grenzen und Generationen hinweg.

32 deutsche -französische Künstler*innen haben ihre Persönlichkeit in dieser deutsch-französischen Zusammenarbeit eingebracht. SIe haben im Duo gearbeitet, so dass ein einzigartiger, malerischer Dialog entstand. Die 16 Plakatwände, die während zweier einwöchiger Kunstaufenthalte in der Kunsthalle Griesheim bei Offenburg geschaffen wurden, bezeugen dies.


Rede zum deutsch-französischen Kunstprojekt

Luc Demissy,
Koordinator des Projektes, während der nationalen Gedenkfeier
am 24. Juni 2018 im CERD / Ehemaligen Konzentrationslager Natzweiler Struthof:

Lassen Sie mich etwas über die künstlerische Seite des großen transnationalen Projekts sagen und etwas über das Entstehen und die Entwicklung der Projektidee erzählen.

32 Künstler*innen, gruppiert in 16 deutsch-französischen Duos kreierten 16 „Plakate“ von denen sechs in Stuttgart ausgestellt sind und 10 hier am Europäischen Zentrum des deportierten Widerstandskämpfers.

Es ist zunächst erforderlich, dass ich eine Erklärung des deutschen Wortes „Plakat“ geben, welches mit dem französischen Wort „placard“ in Beziehung gesetzt werden kann. Ursprünglich vor fast 30 Jahren trafen einige Karlsruher Künstler die Entscheidung Werbeflächen zu nutzen und die dortigen Poster mit Kunstwerken auszutauschen. So wurde der Begriff Plakat geboren und definiert. Auch spielt die Größe und die Platzierung dieser Werke eine Rolle, welche 2,60 m hoch und 3,60 m breit sind und dir im öffentlichen Raum in Deutschland stehen und auffallen.

Im Laufe der Jahre hat sich eine Gruppe deutsch-französischer Künstler zum Kollektiv PlakatWandKunst zusammengeschlossen. Diese Künstler haben seither ihre großformatigen Werke im Großformat nicht nur beiderseits des Rheins, sondern auch in anderen Ländern der Europäischen Union ausgestellt.

Wie Sie wissen, wurde dieses Projekt mit „Fraternité – Brüderlichkeit“ betitelt. Das ist eine Thematik, welche sich zwar scher in der Malerei darstellen lässt, aber weshalb sollten wir nicht versuchen diese durchaus noble Idee in unseren Werken auszudrücken? Wie könnte man also durch Form und Farbe den Begriff der Brüderlichkeit übertragen?

Wir wollten in diesem Projekt, diese Idee nicht verbildlichen, sondern vielmehr ein Schaffensprozess anregen, der durch Impulsgebung des Begriffes in Gang gesetzt wurde.

13 Künstler*innen des Kollektivs Plakat Wand Kunst (4 Französinnen und Franzosen und 9 Deutsche) bilden den Kern der Projektbeteiligten. 32 Künstler entwarfen diese 16 Plakate. Also haben wir 19 weitere Künstler zur Beteiligung am Projekt eingeladen, damit sie uns bei diesem großen Abenteuer begleiten werden. Die Auswahl der Gastkünstler war eine gemeinsame Entscheidung aller am Projekt beteiligten Mitglieder von Plakat Wand Kunst, aber natürlich eine subjektiv geprägte Entscheidung. Dies geschah deswegen, weil die Kriterien der Auswahl sehr unterschiedlich gelagert waren und wir uns gegenseitig uns unsere individuellen Entscheidungen zugestehen wollten.

Eine Besonderheit, die ich hier anmerken möchte, ist, dass es zwischen allen beteiligten Künstlern eine Gemeinsamkeit gibt: Es ist ihre Affinität, ihr großer Hang, ihre Liebe  zu unserer nahegelegenen grenzüberschreitenden Region am Oberrhein. Entweder haben sie sich entschieden dort zu leben, zu schaffen, zu beleben oder sie haben einen großen Teil ihres Lebens dort verbracht und hegen eine tiefe Verbindung zu dieser Region.

Die Idee Duo´s zu bilden ist dem Zufall geschuldet. Die Entscheidung hierzu geschah mittels einer Auslosung im vergangenen Februar. Um diese Werke zu realisieren, haben wir im April zwei Unterkünfte für eine Woche in Offenburg bei Ortenau in Deutschland organisiert. Während dieser Zusammentreffen wurden die Arbeiten mit vier Händen gemalt; ein Gemälde zu zweit zu malen ist nicht leicht, da man seinem Partner Platz einräumen muss um sich ausdrücken zu können, auf der anderen Seite jedoch auch dem Partner gegenüber empathisch gegenüber zu stehen. Am Ende muss das Werk einen Sinn ergeben, damit es nicht nur die Gegenüberstellung zweier nebeneinander liegender Weltbilder ist, sondern ein zusammenhängendes Ganzes, das eine singuläre, sinnliche Welt sichtbar macht.Die 32 Künstler, die am Projekt beteiligt sind, teilen ihre künstlerische Persönlichkeit zugunsten dieser deutsch-französischen Kreativarbeit. Sie haben einen einzigartigen Dialog geschaffen, wie die 16 „Plakate“ in diesen beiden Residenzen zeigen.

Diese Bilder sollten nicht als Illustration der Geschichte und ihrer Tragödien angesehen werden. Vielmehr müssen wir darin den Ausdruck der Gefühle sehen, die heute im Licht dieser Geschichte von der Idee der Brüderlichkeit inspiriert sind. Diese Gemälde sind in erster Linie Kunstwerke. Sie tragen in sich den Immanenzteil, der allen künstlerischen Schöpfungen zugrunde liegt, die auch durch ästhetische Entscheidungen geleitet werden. Wenn Kunst, wie ich denke, ein direkter, freier und intuitiver Weg ist, die Gegenwart zu erfassen, sind diese Gemälde eine mögliche Reflexion.

Eine Arbeit aus dem Atelier heraus im öffentlichen Raum zu installieren, wie wir es hier und in Stuttgart getan haben, bestätigt die Grundidee eine Stellungnahme abzugeben. Deshalb ist diese Ausstellung ein besonderer Beweis für das Engagement der Künstler beiderseits des Rheins zugunsten der deutsch-französischen Freundschaft und des europäischen Aufbauwerks.

Présentation du projet artistique franco-allemand

Luc Demissy,
coordinateur du projet, durant la cérémonie nationale du souvenir,
le 24 juin 2018 au Centre Européen du Résistant Déporté / Ancien camp de concentration Natzweiler Struthof:

Permettez moi de dire quelques mots sur le volet artistique de ce vaste projet transfrontalier et d’en expliquer rapidement son déroulement.

32 artistes regroupés en 16 duos franco-allemands ont réalisé 16 „Plakat“ dont six sont exposés à Stuttgart et 10 ici au Centre européen du résistant déporté.

Il faut tout d’abord que je donne quelques explications sur le mot allemand „Plakat“ que l’on peut apparenté au mot français, assez ancien, placard. A l’origine, voilà bientôt 30 ans, quelques artistes de Karlsruhe prennent la décision d’occuper des espaces publicitaires et de remplacer les affiches par des oeuvres d’arts. C’est ainsi qu’est né le terme de Plakat et ce terme définit également la taille de ces oeuvres, 2,60 m de haut par 3,60 m de large, ce qui est la taille d’une affiche publicitaire dans l’espace public en Allemagne.

Au fil des années s’est constitué un collectif d’artistes franco-allemands le groupe Plakat Wand Kunst. Ces artistes ont depuis exposé ensemble leurs oeuvres de très grand format de part et d’autre du Rhin mais aussi dans d’autres pays de l’Union Européenne.

Ce projet, comme vous le savez a pour titre „Fraternité – Brüderlichkeit“. C’est un concept difficile à décliner en peinture. Comment ne pas trahir cette idée généreuse dans la réalisation des oeuvres? Comment laisser transparaître la notion de Fraternité dans les formes et les couleurs?

Nous avons voulu dans ce projet, non pas illustrer cette idée, mais l’adopter dès le départ et la concrétiser tout au long de sa réalisation.

13 artistes du collectif Plakat Wand Kunst (4 françaises et français et 9 allemandes et allemands) forment le noyau des participantes et participants au projet. 32 artistes ont réalisé les 16 Plakat. Nous en avons donc invités 19 pour nous accompagner dans cette belle aventure. Le choix des artistes invités a été une décision commune entre tous les membres de Plakat Wand Kunst participant au projet, mais ce fut également une décision subjective. Tout simplement parce que les critères de ce choix sont variés et liés à la sensibilité de chacune et de chacun.

Mais il y a tout de même un point commun entre tous les artistes qui ont participé au projet : c’est leur affinité avec notre région transfrontalière du Rhin Supérieur. Soit qu’ils y vivent, soit qu’ils y ont passé une grande partie de leur existence et gardé un lien profond avec elle.

La mise en place des duos franco-allemands, elle, a été le fruit du hasard. C’est un tirage au sort, en février dernier, qui en a décidé. Ensuite, pour réaliser ces peintures nous avons organisé deux résidences d’une semaine en avril à Offenburg dans l’Ortenau en Allemagne. C’est au cours de ces résidences que les oeuvres ont été peintes à quatre mains; et peindre un tableau à deux n’est pas aisé car il faut laisser un champs d’expression à sa ou à son partenaire, donner sa chance à l’altérité et certainement aussi, faire preuve d’empathie. Il faut qu’au final l’oeuvre ait du sens, qu’elle ne soit pas seulement la juxtaposition de deux visions du monde mises côte à côte mais un tout cohérent qui donne à voir un monde sensible singulier.

Les 32 artistes participant au projet ont mis leur personnalité artistique en commun au profit de ce travail de création franco-allemand. Ils ont créé un dialogue pictural unique dont témoignent les 16 „Plakat“ réalisés durant ces deux résidences.

Il ne faut pas voir dans ces peintures une illustration de l’histoire et de ses tragédies. Il faut plutôt y voir l’expression des sentiments que nous a inspiré l’idée de fraternité aujourd’hui au regard de cette histoire. Ces peintures sont avant tout des oeuvres d’art. Elles portent donc en elles la part d’immanence qui définit toute création artistique, guidée en cela, aussi, par des choix esthétiques. Si l’art est, comme je le pense, une manière directe, libre et intuitive de saisir le présent, ces peintures en sont un possible reflet.

Sortir une oeuvre de l’atelier et l’installer dans l’espace public, comme nous l’avons fait ici et à Stuttgart, c’est affirmer une idée, c’est prendre position. Voilà pourquoi cette exposition témoigne tout particulièrement de l’engagement citoyen des artistes de part et d’autre du Rhin en faveur de l’amitié franco-allemande et de la construction européenne.


Projektpartner „Fraternité – Brüderlichkeit“: